Totes Meer: Was macht das mit rund 430 Metern unter dem Meeresspiegel gelegen zum Baden und zur Kur so einmalig? Kurz gesagt: Salzwasser, Schlamm, Sonne und wortwörtlich "Dicke Luft". Und wer gerne Superlativen hat - es ist der tiefste Kurort der Erde, mit Baden im Freien zu jeder Jahreszeit. Nachfolgend einige praktische Reisetipps zum Baden und Kuren.
Eine erfolgreiche Kur am Toten Meer benötigt wenige bis gar keine Behandlung, sondern ist eine 100% natürliche Klimatherapie bestehend aus: Sonnenbädern, Baden, besser gesagt liegen oder sitzen im hochkonzentrierten etwa 33-35% Salzwasser, und je nach Krankheitsbild Schlammpackungen - ein Naturprodukt vom Boden des Toten Meeres.
Bei welchen Erkrankungen ist eine Kur empfohlen? Zuerst einmal alle Formen von Rheuma, zu denen Arthrose, Arthritis und auch Fibromyalgie gehören. Dann die Klassiker unter den Hautkrankheiten Psoriasis und Neurodermitis, aber ebenso Vitiligo und Ichthyosis. Seit Jahren werden auch Lungenkrankheiten wie Asthma, Mukoviszidose und COPD, sowie die Augenkrankheit Uveitis erfolgreich behandelt. Und wenn jemanden in der dunklen, nassen und kalten Jahreszeit die Decke auf den Kopf fällt, ist das sonnige Winterwetter eine prima Vorbeugung gegen Depressionen oder trübe Stimmung.
Das therapeutische "Geheimnis" des Toten Meer ist leicht gelüftet: Die Hauterkrankungen reagieren alle positiv auf UV-Strahlung. Durch die Tiefenlage von 400 Metern sind die UV-A und UV-B Strahlungen deutlich reduziert, somit weniger Sonnenschäden für die Haut. Aber auch am Toten Meer gibt es Sonnenbrand (auch wenn einige Reiseführer und Internetbeiträge anderes behaupten !!), nur als Faustregel dauert es etwa 3-mal solange als zum Beispiel am Mittelmeer oder Rotem Meer. Die weiche Babyhaut am Toten Meer ist leider kein Wunder, sondern ein hygroskopischer Effekt: Kalium- und Magnesiumsalzkristalle lagern sich zwischen den oberen Hautzellen ein, und da Salz Feuchtigkeit aus der Luft absorbiert, bekommt die Haut mehr Wasser und ist dadurch glatter und weicher.
Die gesamten Gelenkbeschwerden reagieren positiv auf das sehr warme Wasser, Muskeln, Bänder und Sehnen entspannen sich. Durch die hohe Wasserdichte von 1,24 kg/l wird der Kreislauf angekurbelt und die inflammierten Gelenke besser durchblutet, was zu einer Remission (Abheilung) führt. Der schwarze Tote Meer Schlamm, aufgetragen auf den Gelenken, oder auf den gesamten Körper, fördert die Durchblutung noch mehr (wichtig danach auf mindestens 45, besser 60 Minuten, Ruhe zu achten).
Bei den Lungenerkrankungen ist die trockene, und nur mit wenig Pollen belastete Luft samt den enthaltenen Mineralen der Therapeut. Die 430 Meter Tiefenlage resultiert in einem deutlich höheren Sauerstoffgehalt der Luft, einschließlich der Aerosole von Magnesium, Kalium und Brom - dieses sind unterstützende Faktoren bei allen Erkrankungen, aber fördert eben auch bei allen Menschen das Wohlbefinden. Brom, prinzipiell hoch giftig, in kleinsten Mengen eingeatmet wie am Toten Meer, fördert den Schlaf, wirkt entspannend und stress-reduzierend.
"Zu Nebenwirkungen und Risiken fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker" - natürlich gibt es Erkrankungen die gegen eine Kur am Toten Meer sprechen. Hierzu gehören Niereninsuffizienz (aufgrund der warmen und sehr trocknen Luft muss viel getrunken werden), Herz- und Kreislaufinsuffizienz, "Sonnenallergie" (Lichtdermatose), schwere Prostatavergrößerung (aufgrund des hohen Wasser- und Luftdrucks wird das Urinieren erschwert). Sonne und Cortison vertragen sich überhaupt nicht, darum ist unter ärztlicher Anleitung eine Entwöhnung notwendig, die etwa 4 Wochen im Voraus beginnen sollte. Durch den erhöhten Luftdruck sinkt der Blutdruck, und somit ist unter Umständen eine Medikamentenreduzierung, oder sogar Absetzung notwendig. Ebenso kann bei mehrwöchigen Kuren bei Diabetikern eine Reduzierung des Insulins notwendig werden. In beiden Situationen ist ärzlicher Rat am Toten Meer notwendig.
Bevor Sie jetzt mit der Planung einer Kur anfangen, erst einmal sich vom behandelnden Arzt, oder Facharzt für Klimatherapie am Toten Meer beraten lassen, und bei der Krankenkasse abklären, welche der Kosten übernommen werden. Je nach Erkrankung und der Schwere sollte eine Kur mindestens 1 Woche dauern, aber durchaus auch 3 oder sogar 4 Wochen.
Nun ein paar praktische Tipps zu einer gelungenen Kur oder einem erlebnisreichen Bade-Aufenthalt:
1.Optimale Jahreszeit
Auch wenn ausländische Besucher freudig ins 20 bis 24 Grad kalte Wasser des Toten Meers im Januar und Februar zum kurzen Erlebnisbad steigen, ist es für eine Kur zu kalt, denn die Außentemperatur ist nur 1-2 Grad darüber. Offiziell beginnt die Kur-Saison am 1. März und endet am 30. November. Aufgrund der extrem hohen Sommertemperaturen von über 40 Grad und Wassertemperatur jenseits der 30 Grad sollten die Monate Juli bis einschließlich September gemieden werden.
2. Strände
Badestrände mit Lebensretter und Erster Hilfe gibt es am Nordteil gegenüber von Qumran: Kalia, Biankini und Neve Midbar, mit zahlreichen Stufen und Schrägen zum Ufer hinab - alle gegen Eintritt zwischen 40 und 70 ILS pro Tag. Zwischen Ein Bokeq und Neve Zohar am Südteil liegen die sehr schönen öffentlichen Strände mit kostenlosen Kaltwasserduschen, Toiletten und Umkleiden. Ich empfehle diese Region, denn im Nordteil habe ich immer einen weiteren Weg zum Ufer, während am Südteil das Ufer wortwörtlich vor der Nase ist.
Aufgrund von Sinklöchern keinesfalls an nicht ausgewiesene Uferteile gehen, das kann sehr leicht lebensgefährlich werden und ist auch deshalb verboten. In Ein Bokeq gibt es auch das "Solarium", ein nach Geschlechtern geteilter FKK-Strand, sehr wichtig bei der Behandlung von Psoriasis und Vitiligo (ein Teil der Hotels bietet seine Dachterrassen zur gleichen Funktion an, somit spart man den Eintritt).
3. Unterkunft
Egal welche Unterkunft man wählt, am Toten Meer sind alle Optionen deutlich teurer. Lebensmittel und Personal werden von weit hergebracht, der massive Wasserverbrauch und die Aufbereitung der Abwässer kosten viel Geld. Wer nach Privatzimmern am Toten Meer sucht, hat im Nordbereich einige Optionen, und die Gästehäuser der Kibbutzim Almog und Kalia. Im Südbereich in Neve Zohar werden weitere Privatzimmer angeboten. Bei diesen Unterkünften ist ein Mietwagen notwendig um zu den Stränden zu gelangen, und entlang des Nordteils kommt dann noch der Tageseintritt hinzu (unbedingt bei der Wahl der Unterkunft schriftlich abklären ob und welcher Strand inkludiert ist). Im Kibbutz Ein Gedi gibt es ein paar private Zimmer, und Hotel Ein Gedi mit Tote Meer Spa im Kibbutz.
Klassische Hotels verschiedener Größe und Qualität liegen im Touristen- und Kurzentrum von Ein Bokeq und Neve Zohar, verbunden miteinander durch Radweg und Uferpromenade. Ein Bokeq hat zahlreiche Restaurants und sogar ein modernes Einkaufszentrum. Einige der Hotels haben direkten Zugang zum Strand, das sind: Herbert Samuel, Milos, Lot, Vert, und die beiden in Neve Zohar - Herods und Leonardo Club (Achtung, es gibt insgesamt 4 Leonardo Hotels am Toten Meer!). Die beiden Leonardo Plaza und Leonardo Inn liegen am weitesten vom Strand entfernt – etwa 10-15 Minuten bergauf. Alle anderen liegen einen leichten Anstieg zwischen 5 bis 10 Minuten entfernt vom Strand. Die meisten dieser Hotels bieten regelmäßigen Shuttle zum Strand an - bei der Buchung sich dies bestätigen lassen. Ein Großteil der Hotels hat auch beheizte Tote Meer Wasserbecken im Innen- und/oder Außenbereich.
4. Medizinische Betreuung
Sofern die Krankenkasse das nicht übernimmt, gibt es Kliniken am Toten Meer mit deutschsprechenden Ärzten. Wer das erste Mal kurt, sollte definitiv in ein Beratungsgespräch investieren, selbstverständlich die notwendigen medizinischen Unterlagen dabeihaben. Bei dieser Beratung wird der Arzt je nach Beschwerden, Konstitution und Hauttyp die Zeit und Intensität der Sonnenbäder, Baden im Toten Meer, Schlammbehandlungen, und eventuell Schwefelbäder, empfehlen. Darüber hinaus gibt es 24 Stunden, 7 Tage die Woche einen Arzt für etwaige Notfälle vor Ort.
5. Sehenswürdigkeiten
In unmittelbarer Nähe und gut mit den Öffis zu erreichen sind die Nationalparks Masada, Ein Gedi Oase, Qumran, und Ein Feshka, und wer städtisches Leben sucht, vom Südteil sind Arad und Beer Sheva, vom Nordteil Jerusalem und Jericho (Palästinensisches Autonomiegebiet, umsteigen in Taxen, nicht mit israelischen Mietwagen befahrbar) innerhalb 1 bis 1,5 Stunde Fahrzeit erreichbar. Natürlich gibt es auch begleitete Tagestouren in Kleingruppen.
Bin ich nach einer Kur am Toten Meer für immer geheilt? Viele der anfangs erwähnten Erkrankungen sind chronisch, und daher erfährt der Kurende eine Linderung, die meistens viele Monate und sogar Jahre anhält, und im Allgemeinen werden die Ausbrüche über die Jahre schwächer, sofern jedes oder alle 2 Jahre eine Kur erfolgt. Sind sogenannte Tote Meer Klimatherapien in Europa genauso effektiv wie am Toten Meer? Natürlich kann die Salzmischung und Schlamm importiert werden, Licht, Luft- und Wasserdruck, Sauerstoff- und Mineralienanreichung der Luft alles künstlich hergestellt werden. Dann ist man für ein paar Stunden diesen Bedingungen ausgesetzt – am Toten Meer sind es 24 Stunden. Somit haben zahlreiche Studien ergeben das die Remission am Toten Meer schneller erfolgt und deutlich länger anhält.
Hoffe, dass Ihnen die obigen Reisetipps helfen, und Sie beginnen jetzt Ihre Kur oder einen der Gesundheit guttuenden Badeurlaub zu planen und zu buchen.
Vielleicht möchten Sie dies ja auch mit einem Besuch in Jerusalem und Tel Aviv verbinden, schauen Sie sich hierzu bitte meine Tagestouren an.
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