Wer kennt ihn nicht? Tagsüber der Markt für Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Käse, Backwaren, Trockenobst, und so vieles mehr – und am Abend das angesagteste Kneipenviertel in Jerusalem mit Bars, Bistros und Live-Musik.
Von den Einheimischen entweder nur kurz als „Shuk“ (Markt) bezeichnet oder ganz liebevoll „Machnei Yehuda“ genannt, ist dieser geografisch in der Mitte der Stadt gelegene Markt ein wahrer Schmelztiegel der Stadt Jerusalem. Hier arbeiten Israelis und Palästinenser miteinander zusammen, und Juden, Moslems Christen, Drusen, Säkuläre, ultra-orthodoxe Haredim, Ordensschwestern, Säkuläre und auch Touristen aus aller Welt kaufen hier ein.
Der Anfang
Als im späten 19. Jahrhundert die Juden aus den alten Stadtmauern Jerusalems auszogen, sprossen neue Stadtviertel hervor wie Pilze nach dem Regen, und 1887 erfolgte die Gründung von Mahane Yehuda („Lager Judas“). Initiatoren und Planer waren der Kaufmann Joseph Navon aus der sephardischen Elite Jerusalems, zusammen mit dem christlichen Bankier Johannes Frutiger aus Basel, dem das Grundstück gehörte. Benannt wurde das neue Viertel nach Yehuda, dem im Kindesalter verstorbenen kleinen Bruder von Joseph Navon. Die neuen Siedler waren der gehobene Mittelstand und in nur gut einem Jahr wurden sage und schreibe 50 Häuser gebaut. Zahlreiche führende Rabbiner und Gelehrte zogen ein.
Einige arabische Händler sahen neue Möglichkeiten und zogen nach Westen mit improvisierten primitiven Händlerständen – und der Markt war geboren.
In den späten 1920’ger Jahren zogen einfache jüdische Immigranten aus Aleppo, Bagdad und Kurdistan hier ein, und es wandelte sich zu einem Arbeiterviertel, einige wurden auch Markthändler, so war der Mahane Yehuda Markt von Anfang an ein jüdisch-arabischer Markt, und ist es bis heute geblieben.
Unter der osmanischen Herrschaft war der Markt improvisiert, planlos und mit einer desolaten Infrastruktur. Deshalb ließen in den 1920’ger Jahren die britischen Behörden den Mahane Yehuda Markt räumen. In den nächsten Jahren danach wurde der Markt neu aufgebaut, ausgestattet mit dauerhaften Ständen und Gebäuden für die Händler.
Der Markt
Zwischen der Jaffa Street mit der Straßenbahn im Norden, und der Agrippas Street im Süden, laufen die breitere open-air Mahane Yehuda Street und die überdachte Marktstraße Etz Hayyim. Dazwischen gibt es zahlreiche engste Gassen, teilweise nach den Produkten des Marktes benannt. Nahe der Jaffa Street liegt der „Irakische Markt“, gegründet von den Juden aus Bagdad vor knapp 100 Jahren.
Die etwa 300 Händler versuchen den durchschnittlich 200,000 täglichen Besuchern ihre Waren teilweise mit kräftiger Stimme an den Mann oder an die Frau zu bringen. Außer den klassischen Obst- und Gemüse Ständen, gibt es Houmous und Tehina, Käse und Oliven, Fisch und Fleisch, Nüsse und Trockenobst, Gewürze, Brotspezialitäten und Kuchen - vom Rogelach bis zur französischen Patisserie, Kaffee- und Tee-Shops (einschließlich toller Früchtetees), und natürlich typische lokale Leckereien wie Baklava, Jachnun, Kube, Halva, Khachapouri, Kebab, Bourekas, Knafeh, und so vieles mehr.
Ab dem Jahr 2000 gab es eine Großrenovierung und Neugestaltung des Marktes, initiiert in Eigeninitiative der Händler und der Mahane Yehuda Händler Organisation. Nicht nur wurde die lichtdurchlässige Überdachung angebracht, sondern Delikatessengeschäfte für Feinschmecker, Bistros, Bars, Cafés und Co. eröffneten hier. Dies war dann auch die Geburtsstunde des Kneipenviertels Mahane Yehuda. Früher schloss der Markt am späten Nachmittag, heute breiten sich am Abend die Bars und Bistros aus, und erst nach Mitternacht zieht dann auch hier die Ruhe ein.
Auch die Street Art Scene machte sich hier breit und am Schabbat, wenn dort absolut „tote Hose“ ist, kann man auf den Rollläden der Händler eine Graffiti Tour machen. Seit dem Jahr 2010 findet im Juli jeden Montagabend, bis in die Nacht, das Balabasta Festival statt – ein Mix zwischen Poeten und Petersilie, Musik und Mango, Tanz und Tehina.
Am besten mit gutem Appetit hierherkommen, und auf einer kulinarischen Tour alles probieren was man noch NICHT kennt – bisher ist noch keiner daran gestorben, aber hat vielleicht ein Souvenir auf den Hüften hinzubekommen. Und die Nachteulen können gerne teilnehmen an dem Stelldichein und den Diskussionen zwischen Studenten, Arbeitern, Religiösen, Rentnern, Soldaten, Intellektuellen, usw. mit einem kühlen Bier oder gutem Glas Wein in der Hand. Und nun wünsche ich nur noch „be Teavon“ und „le Chaim“! Schauen Sie sich doch bitte auch meine anderen Blog Beiträge und meine Tel Aviv und Jerusalem Tagestouren einmal an.
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