Der Garten Gethsemane, östlich der Altstadt Jerusalems, am Fuße des Ölbergs und neben dem Kidron Tal gelegen, ist ein Ort von tiefer christlicher Bedeutung, der nicht nur zu Ostern und während der Passionsgeschichte Jesu Christi starke Emotionen hervorruft.
Historischer Hintergrund und Lokalisierung
Der Name "Gethsemane" leitet sich vom dem hebräischen Begriff "Gath-Schmanim" (Ölpresse) ab, da hier in biblischer Zeit das für die Rituale im Tempel benötigte Öl gewonnen wurde.
Die ersten Bäume wurden vermutlich von den Rückkehrern aus der babylonischen Gefangenschaft im 5. Jahrhundert vor der Zeitrechnung angepflanzt. In den Büchern Ezra und Nehemia wird der Aufbau Jerusalems und des zerstörten Tempels Salomons beschrieben. Im wieder erbauten Tempel, und ebenso im Tempel des König Herodes 400 Jahre später, wurde Olivenöl benötigt. Eine Obstplantage bezeichnete man damals als einen Garten - also ein Obstgarten und kein Blumengarten war und ist damit gemeint.
In der Zeit Jesus war dies ein Rastplatz zwischen dem Anstieg zum Tempel oder den Ölberg hinauf. Jeder der einmal vom Garten Gethsemane den Ölberg, oder zum nahe gelegenen Löwentor hinauf gestiegen ist, kann sehr gut nach vollziehen, das auch Jesus und die Jünger hier des Öfteren sich im Schatten der Olivenbäume ausruhten und Ruhe fanden.
Es gibt im Christentum vier Orte, alle am westlichen Fuß des Ölbergs gelegen, die von verschiedenen Denominierungen offiziell als Gethsemane bezeichnet werden:
Der Garten der Katholischen Kirche aller Nationen, erbaut über dem „Felsen der Agonie“.
In der Nähe des Grabes der Mutter Jesu, Maria.
Der griechisch-orthodoxe Standort.
Der russisch-orthodoxe Obstgarten auf dem Gelände der Maria-Magdalena-Kirche.
Die Nacht der Entscheidung
Nach dem letzten Abendmahl begab sich Jesus mit seinen Jüngern – mit Ausnahme von Judas – vom Berg Zion nach Gethsemane. Hier betete er intensiv, im Bewusstsein seiner bevorstehenden Kreuzigung, aber versuchte nicht sich seinem Schicksal zu entziehen. Als Jesus aufbrechen wollte, kam Judas Iskariot (vielleicht ein Sicarii, die Extremisten unter den gegen Rom revoltieren Zeloten) um den römischen Wachleuten und Abgesandten des Sanhedrins (Großer jüdischer Rat) Jesus zu zeigen, damit sie den richtigen finden und verhaften konnten. Die vier Evangelien berichten ausführlich, aber auch mit gravierenden Unterschieden, über diese Nacht der Entscheidung im Garten Gethsemane: Matthäus 26,36-56; Markus 14,32-52, Lukas 22,39-46 und Johannes 18, 1-11.
Die symbolischen Olivenbäume
Auf dem Gelände der Gethsemane Kirche stehen einige uralte Olivenbäume, aber sie sind nicht aus der Zeit Jesus. Denn als die Römer im Jahr 70 nach der Zeitrechnung Jerusalem und den Tempel zerstörten, hatten sie zu diesem Zweck eine Rampe vom Ölberg zum Berg Moriah, heute Tempelberg genannt, gebaut. Dafür fällten sie die Bäume am Fuße des Ölberges - dem heutigen Garten Gethsemane.
Aber auch ein verbrannter oder gefällter Olivenbaum treibt schnell wieder aus, und somit sind die alten Bäume von heute vermutlich die Nachkömmlinge aus der Zeit Jesus.
Beim Anblick der Jahrhunderte alten Olivenbäume sollten Christen sich auch daran erinnern, dass sie ein Zweig aus dem Stamm des Judentums sind. Und auch das der Garten Gethsemane im Ursprung rein jüdisch war.
Das Gelände vom Garten Gethsemane
Gegenüber dem Eingang zur Kirche und zum Garten der "Custodia di Terra Santa", den "Hütern vom Heiligen Land", ist ein weit größeres Areal des Gartens, das jedoch nur für Reisegruppen mit Feier der Messe oder Gottesdienstes zugänglich ist. Etwas nördlich hiervon, gleich neben der Kirche des Mariengrabs liegt die "Grotte von Gethsemane". In dieser Höhle verweilte Jesus mit seinen Jüngern und hier schliefen die Jünger als er sie zurück ließ. Jesus ging "einen Steinwurf weit" (Lk 22,41) um seinen Vater zu bitten, "laß den Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein, sondern Dein Wille geschehe" (Lk 22,42).
Der Ort des Gebets von Jesus wird am Altar direkt neben der Kirche lokalisiert. Die Kirche steht über dem Felsen der Verhaftung. Allerdings haben sich diese Lokalisierungen der Ereignisse erst Jahrhunderte danach entwickelt.
Die Kirche im Garten Gethsemane
Die byzantinische Kirche wurde im Jahr 614 von den Persern in Schutt und Asche gelegt, und die Kreuzfahrer-Kirche wurde nach deren Abzug von den moslemischen Mamluken zerstört. Die heutige Kirche erbaute Antonio Barluzzi, der wichtigste Architekt des Vatikans im 20. Jahrhundert, zwischen 1919-1924.
Die Fassade zeigt ein Kreuz, eingerahmt von zwei Hirschen - basierend auf dem Psalm 42: "Wie die Hirsche lechzen am Wasser, so lechzt meine Seele, Herr, nach dir."
Darunter ist der göttliche Jesus mit Alpha und Omega (Α und Ω, Johannes Offenbarung 1:8), und unterhalb der irdische und leidende Jesus dargestellt.
Das Innere der Kirche ist dunkel gehalten, um die Angst Jesu vor seiner Verhaftung und Passion zu beschreiben. Daher die Bezeichnungen "Kirche der Agonie" und "Todesangstbasilika". Das Mosaik oberhalb vom Altar zeigt den betenden Jesus, dessen Schweißtropfen zu Blut wurden. Die Mosaike in den beiden Seiten-Apsiden zeigen die eingeschlafenen Jünger und die Verhaftung. Der Altar ist kelchförmig - "lass diesen Kelch an mir vorüber ziehen" - und steht auf einer Felsplatte, der Ort der Gefangennahme. Dieser Felsen ist umrahmt von einer bronzenen Dornenkrone - den dornigen Weg den Jesus vor sich hatte.
Und woher stammt nun die Bezeichnung "Kirche aller Nationen"? Insgesamt 12 Länder spendeten für den Bau der Kirche und haben sich mit ihren nationalem Emblemen in der Kirche verewigt. So sieht man den alten Deutschen Reichsadler in einer der Kuppeln - Österreich und und Schweiz gehören nicht zu Geldgebern und so sucht man vergeblich nach deren Wappen.
Interesse an Israel?
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