Pilgerhäuser, die etwas andere Unterkunft im Heiligen Land und in Jerusalem. Nicht nur für biblisch orientierte Besucher sind sie eine ideale Übernachtungsmöglichkeit, denn selbstverständlich sind sie ökumenisch orientiert und auch offen für nicht so bibelfeste Besucher. In Jerusalem gibt es drei deutsche Pilgerhäuser – somit fühlt sich hier der Gast gleich schon mal sprachlich wie zuhause.
Jedes Haus hat sein eigenes Ambiente, aber gewisse Dinge haben aber alle drei Häuser gemeinsam: Sie befinden sich in historischen Bauwerken aus dem Jerusalem Stein, sie waren einmal ein Krankenhaus (daher der alte Name Hospiz), und eine Kapelle oder stille Ecke für Gebet und Andacht sind im Haus. Die Zimmer sind einfach – aber sehr sauber, und Gastfreundschaft ist garantiert inkludiert. Es ist definitiv kein Massentourismus, denn jedes der Häuser hat für etwa nur maximal 70-80 Gäste Platz. Preislich liegen die Pilgerhäuser auf dem gleichen Niveau vergleichbarer Hotels.
Paulus Haus
Unmittelbar gegenüber vom quirligen Damaskus Tor der Altstadt, im moslemisch geprägtem Ost-Jerusalem, steht das Paulus Haus. Es erinnert doch sehr an eine Burg, die auch am Rhein stehen könnte.
Kurz vor 1900 entdeckte auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. das Heilige Land und Jerusalem. Er unterstützte die Idee von Pater Wilhelm Schmidt, dem Leiter der seit 1886 bestehenden Schmidt Mädchenschule, ein Pilgerhospiz in Jerusalem zu bauen, und der Deutsche Verein vom Heiligen Land aus Köln erwarb das Grundstück. Nach nur vierjähriger Bauzeit eröffnete das Pilgerhospiz im Jahr 1908. Die Briten konfiszierten das Gebäude nach dem Ersten Weltkrieg, und bis zu ihrem Abzug 1948 diente es der Militärverwaltung. Jordanien gab das Gebäude zurück an den Deutschen Verein vom Heiligen Lande und es beherbergte die Schmidt-Schule. Seit 1979 ist die Schule mit etwa 500 Schülerinnen in einem Neubau nebenan, und das Paulus Haus ist ein reines Gästehaus.
In der Egeria-Kapelle (eine der ersten Pilgerinnen im Heilige Land) finden heute die Gottesdienste statt. In der ersten Etage liegt der Kaisersaal – den Kaiser Wilhelm II nie zu Gesicht bekommen hat. Das Mobiliar wurde für ihn angefertigt, aber nach seinem Besuch 1898 kam der Kaiser nie wieder nach Jerusalem.
Einmalig ist der Blick von der Dachterrasse über die beiden grauen Kuppeln der Grabeskirche und anderer Kirchen, die Moscheen al Aqsa und der Felsendom, die Synagogen Tiferet Israel und Hurva, sowie das Panorama des Ölbergs, und zum Sonnenuntergang die moderne Neustadt Jerusalems – dies am besten mit einem Glas Wein in der Hand.
Im Untergeschoss befindet sich ein kleines Museum mit archäologischen Fundstücken der Umgebung und besonders sehenswert sind die drei-dimensionalen Modelle vom Tempelberg – angefertigt vom Missionar Conrad Schick.
Das Paulus-Haus steht unter der Leitung des Deutschen Vereins vom Heiligen Land aus Köln, über die Webseite: www.heilig-land-reisen.de/paulushaus können die Zimmer gebucht werden, die aktuellen Preise müssen jeweils angefragt werden.
Gästehaus des Propstes (St. Markus)
Auf Ruinen aus der Kreuzfahrerzeit liegt das Gebäude, versteckt in einer kleinen engen Gasse mitten in der Altstadt.
Der so bekannte württembergische Missionar und auto-didaktische Architekt Conrad Schick erbaute es 1860 zunächst als Wohnhaus. Nachdem Jordanien 1948 Ost-Jerusalem und die Altstadt einnahm, nutzte es der Johanniterorden als Augenklinik. Im Jahr 1964 kaufte die “Evangelische Jerusalem Stiftung” das Gelände und baute es um zum “Gästehaus des Propstes”.
Von der Dachterrasse und den Blumen oben ist ein toller Ausblick auf die Altstadt garantiert: Erlöserkirche und Grabeskirche, Felsendom, Hurva Synagoge, Ölberg und Neustadt.
Gäste können im Gartencafé „Luther“ bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein den Tag ausklingen lassen.
Das nächstgelegene Stadttor ist das Jaffa-Tor, gegenüber dem Mamilla Zentrum und Bussen. Durch ein paar enge Gassen mit Treppenstufen gelangt man zum Gästehaus. Preisanfrage und Buchung ist über: www.guesthouse-jerusalem.com
Deutsches Hospiz St. Charles
Bereits 1893 eröffneten die Schwestern der Borromäerinnen in der Deutschen Kolonie von Jerusalem eine Krankenstation, samt Altenpflege und Haus für Straßenkinder. Ab 1905 dann im heutigen Gebäude in der Lloyd George Street in West-Jerusalem.
Der riesige Garten wurde 1912 gekauft, um die Bewohner und die Umgebung vor der Gefahr eines offenen Petroleumtankes zu schützen, welchen eine amerikanische Firma auf eben diesem Grundstück errichten wollte. Ab 1934 wurden Pilger aufgenommen, und aus diesen Einnahmen wurden Schule und Altersheim finanziert.
Wie alle deutschen und österreichischen Ordensschwestern, Brüder, und Pfarrer in Palästina, wurden auch die Schwestern des St. Charles Hospiz im Zweiten Weltkrieg von den Engländern interniert. In einigen Zimmern wohnten jetzt britische Offiziere. Nach der Shoah begannen die Schwestern mit der sensiblen Aufgabe eingewanderte Holocaust-Überlebende zu betreuen.
Seit der Wiedervereinigung Jerusalems im Jahr 1967 wurde die Haupttätigkeit der Schwestern die Betreuung von Pilgern. Und hier werden Gäste von Ordensschwestern persönlich an der Rezeption empfangen, die Schwestern kochen selber deutsche einheimisches Essen – und in den warmen Monaten grillen die Schwestern sogar im Garten! Die "Kapelle" im Obergeschoss ist größer als so manche Kirche und bis zu 300 Betende haben in ihr Platz. Ein riesiger, klassischer alter Klostergarten mit Kräutern, Weintrauben und Bäumen lädt zum Seele baumeln lassen ein. Und wer auf seinen Mietwagen nicht verzichten will, findet hier auch einen Parkplatz auf dem Gelände – eine Mangelware in Jerusalem.
Auf der Webseite sind die Zimmerpreise veröffentlicht und können direkt online gebucht werden: www.deutsches-hospiz.de/de/guesthouse.php
Und was ist mit dem so bekannten Österreichischen Hospiz mit seinem Apfelstrudel? Nun ja, es ist eben „Österreich“, und hat somit einen eigenen Blog unter Österreichisches Hospiz
Habe ich Sie auf eine gute Idee gebracht? Falls ja, dann mal schnell die Links anklicken und ein Zimmer buchen. Am besten natürlich gleich zusammen mit einer meiner Stadtführungen in Jerusalem und Tel Aviv – zu finden auf www.israel-reiseleiter.com
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