Der quadratische Turm der evangelischen Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg ist von weitem sichtbar und eines der Wahrzeichen der Stadt Jerusalem. Zusammen mit der Dormitio Abtei auf dem Zionsberg, der Erlöserkirche im christlichen Viertel und der Schmidt-Schule neben dem Gartengrab, gehören Kirche und Krankenhaus des Auguste Viktoria Komplexes zu den vier deutschen Standbeinen in der Heiligen Stadt Jerusalem.
Als 1898 Kaiser Wilhelm II mit seiner Frau Auguste Viktoria Palästina besucht, verspricht er der deutschen evangelischen Gemeinde in Jerusalem und dem Heiligen Land ein Kurheim und Hospiz (insbesondere für die Malariakranken), sowie eine Kirche zu bauen. Zu dieser Zeit lebten in Jerusalem mehrere Tausend Deutsche.
Der deutsche Konsul in Jaffa erwirbt ein Grundstück auf dem Ölberg, 1907 wird der Grundstein gelegt, und 1910 findet die Einweihung statt. Aber der Bau von Hospiz und Himmelfahrtskirche sind erst 1914 beendet. Gebaut wurde es vom Berliner Architekten Robert Leibnitz im Stil der deutschen Burgen am Rhein, ohne lokale orientalische Elemente (denn Leibnitz war nie hier gewesen). Mit Ausnahme von Kalk, Stein und Wasser wurde das gesamte Baumaterial sowie die komplette Inneneinrichtung aus dem christlichen Abendland importiert. Die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung übernahm die Leitung.
Im Ersten Weltkrieg diente es als Hauptquartier der Deutschen und Türken, samt Lazarett. Nach Kriegsende wurde es Sitz des britischen High-Commissioners bis das schwere Erdbeben 1927 es massiv beschädigte.
Nach dem Unabhägigkeitskrieg in 1948 brachte das Rote Kreuz palästinensische Flüchtlinge hier unter, und das Krankenhaus wurde vom Lutherischen Weltbund übernommen – in Zusammenarbeit mit der UNRWA. Es wurde aber auch von der jordanischen Armee genutzt.
Nach dem 6-Tage Krieg im Juni 1967 übergab Israel die Anlage wieder zurück an den Lutherischen Weltbund. Heute versorgt das Krankenhaus die palästinensische Bevölkerung in Ost Jerusalem.
Der Lutheranische Weltbund wollte die vom Erdbeben schwer beschädigte Kirche abreißen lassen, da kein Interesse an Restauration bestand. Nur durch die massiven Proteste vom damaligen Bürgermeister Jerusalems, Teddy Kollek, blieb die historisch wichtige Himmelfahrtskirche erhalten und wurde Ende der achtziger Jahre renoviert. Teddy Kollek, der 1935 aus Wien geflohen ist, und ansehen musste wie Synagogen in Deutschland und anderswo von Deutschen abgefackelt wurden, setzte sich vehement für den Erhalt der deutschen Kirche in Jerusalem ein!
Die Deckenmalereien und Mosaike sind im Kreuzfahrerstil gehalten, mit denen sich Kaiser Wilhelm II sehr verbunden fühlte. Über der Sauer-Orgel sind Auguste Viktoria und Wilhelm II in Kreuzfahrer-Kleidung mit dem Modell der Kirche. Um das Preußen-Wappen sind Barbarossa/ Friedrich II von Hohenstaufen, Richard Löwenherz/Philipp August II, Konrad III/Ludwig VII von Frankreich, und Tancred/Peter Amiers.
Die Stadt Jerusalem erscheint als Hintergrund der Kreuzigungsszene, abgebildet ist Jesus als Pantokrator mit A und Ω mit den 12 Aposteln und Attributen der Evangelisten.
Die Kreuzritter-Könige Gottfried von Bouillon, Balduin I, Balduin II und Fulko V von Avignon sind oberhalb der Apsis abgebildet.
In der Apsis ist die Himmelfahrt dargestellt. Jesus ist in der Mitte, eingerahmt vom Moses und Eliyah – beide zeigen auf Jesus, aber schauen ihn nicht an: Juden glauben nicht an Jesus. Eine Kopie ist in der Erlöserkirche in Gerolstein (Eifel) zu sehen.
Der Kaisersaal wurde 2010 renoviert und hat das Wappen von Wilhelm II: Malteser Kreuz und dem Custodia Jerusalem Kreuz – es symbolisiert die Fortsetzung der Kreuzfahrer.
Auf dem Gelände der Auguste-Viktoria-Stiftung sind heute das Krankenhaus, die evangelische Himmelfahrtkirche mit Begegnungszentrum, ein kleines Souvenirgeschäft, ein Café und Gästehaus, ein Kindergarten, sowie das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI).
Gegen eine Gebühr von ILS 5 kann der 53 Meter hohe Turm bestiegen werden, und ein 360 Grad Panorama über Jerusalem und weitere Umgebung ist garantiert.
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